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Viele Postwege nach Rom - Eine Spurensuche

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Einführung














Adolphe Geoffroy, Vor dem Dorfbrunnen, 1845
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Für Johann Wolfgang von Goethe war Rom die „Hauptstadt der Welt“. Ein Titel, der der Stadt immer wieder zugesprochen worden war, seit antike Geschichtsschreiber die Hauptstadt des weitläufigen Imperiums als „caput mundi“ oder „caput orbis terrarum“ bezeichnet hatten. Kein Wunder also, dass angeblich alle Wege in die Stadt der Republik, der Kaiser und der Päpste führen.

Vieles deutet darauf hin, dass das Sprichwort auf das weitverzweigte Straßennetz des Römischen Reichs zurückgeht. Im Lauf der Zeit kamen andere Transport-, Reise- und Kommunikationswege hinzu. Rom blieb jedoch stets Ziel und Ausgangspunkt großer Menschen-, Waren- und Nachrichtenströme. Bei Post- und Kurierdiensten liefen viele davon zusammen.



Albert Christoph Dies, Forum Romanum, 1787
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover  
 

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Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation mit ihren Museen in Berlin, Frankfurt und Nürnberg verfügt über die weltweit größte und reichhaltigste Sammlung zum Thema Kommunikation. Sie lagert größtenteils in den Depots in Heusenstamm, Berlin und Bonn.

Wo hunderttausende Objekte sind, führen auch Wege nach Rom. Wir haben eine kleine Auswahl aus unseren vielfältigen Beständen getroffen. Was sind das für Objekte, welche Geschichten erzählen sie? Und wie kommen sie in die Sammlung? Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise über die Alpen und erfahren Sie, wie sich die Postwege nach Rom im Lauf der Zeit verändert haben.                                

Historisches Faksimile der „Tabula Peutingeriana“, der fast sieben Meter langen mittelalterlichen Abschrift einer spätrömischen Straßenkarte (Detail)                                                            





















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Nördlich der Alpen

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Meilensteine

Konkurrenz um die Postbeförderung

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Alpenraum

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Luftpost

Mit der Postkutsche über die Alpen

Transalpine Bahnpost

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Mittelitalien

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Latium

Itinerare

„Kavalierstour“ und Bildungsreise

Wo sind Sie hier?


Sie blicken nun auf Latium, die Region um Rom. Der Kartenausschnitt entstammt der im Originalzustand ganz Italien zeigenden "Carta postale ed itineraria d'Italia" von Antonio Federico Botte aus dem Jahr 1844. Es ist die Blütezeit der Postkutschenära, die auf dieser Post- und Straßenkarte  dokumentiert ist. Ein extrem differenziertes, umfangreiches Zeichensystem gibt allein die verschiedenen Beförderungsdienste der Post wieder. Noch dominiert klar die Postkutsche in der Personenbeförderung.

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Rom

Der cursus publicus

Die italienische Einigung

Endlich in Rom!


Schauen Sie sich in Ruhe um, schließlich haben Sie eine lange Reise hinter sich. Orientierung bietet dieser Vogelschaubild-Plan des Nürnberger Kartographen Johann Baptist Homann, der im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts entstand. Für Fernreisende interessant: Auf dem Plan sind am Stadtrand die von Rom aus abgehenden antiken Fernstraßen Via Flaminia, Via Salaria, Via Tiburtina, Via Praenestina, Via Labicana und Via Appia eingezeichnet. In ihrem grundlegenden Verlauf sind sie größtenteils bis heute in Benutzung.

„Post von drüben“ aus dem Vatikan

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Impressum

„Alle Wege führen nach Rom“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e.V. - AsKI, gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Der Beitrag „Viele Postwege nach Rom“ ist eine Produktion der    Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Bonn

  • Konzept, Texte und Redaktion: Rainer Bobon
  • Technische Betreuung: Melanie Lauer
  • Konzeptionelle Beratung: Dr. Veit Didczuneit
  • Kartographische Recherche: Mirjam Kasperl
  • Sprecher: Sebastian Reiß

Herzlichen Dank an alle beteiligten Kolleginnen und Kollegen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Almut Ochsmann und David Koch vom Max-Reger-Institut sowie Dr. Jessica Popp und Franz Fechner vom Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V. – AsKI.  

Bildnachweis:

Alle Abbildungen © Museumsstiftung Post und Telekommunikation, außer Albert Christoph Dies, Forum Romanum, 1787 (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover): gemeinfrei.  

Literatur:

  • Klaus Beyrer (Hrsg.): Zeit der Postkutschen: drei Jahrhunderte Reisen 1600-1900, Karlsruhe 1992.
  • Klaus Beyrer/Hans-Christian Täubrich (Hrsg.): Der Brief: eine Kulturgeschichte der schriftlichen Kommunikation, Heidelberg 1996 (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Band 1).
  • Veit Didczuneit (Hrsg.): Das Radio in der Nussschale und andere Objektgeschichten: aus den Sammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, München 2017 (Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Band 38).
  • Anja Eichler, Hartwig Lüdtke (Hrsg.): Kunst und Kommunikation: die Kunstsammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Bonn 2006 (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Band 21).
  • Hermann Glaser/Thomas Werner: Die Post in ihrer Zeit: eine Kulturgeschichte menschlicher Kommunikation, Heidelberg 1990.
  • Andreas Hahn (Hrsg.): Schätze der Philatelie: aus den Archiven der Museumsstiftung Post und Telekomminikation, Bonn 2002 (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekomunikation, Band 14).
  • K. Jaschke: Römischer Reisewagen. Bild der Woche 43. Woche - 24. Oktober bis 30. Oktober 2016, in: https://www.museenkoeln.de/portal/bild-der-woche.aspx?bdw=2016_43 (04.01.2019).
  • Anne Kolb: Transport und Nachrichtentransfer im Römischen Reich, Zürich 2000 (= KLIO. Beiträge zur Alten Geschichte. Beihefte, Neue Folge; Band 2).
  • Mathis Leibetseder: Kavalierstour - Bildungsreise - Grand Tour: Reisen, Bildung und Wissenserwerb in der Frühen Neuzeit, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hrsg. vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2013. URL: http://ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/kavalierstour-bildungsreise-grand-tour (20.05.2019).
  • Hans Steinmetz (Hrsg.): Handwörterbuch des Postwesens, dritte völlig neu bearbeitete Auflage, 1. Band A-F, Bonn 1971.

Museum für Kommunikation Nürnberg
Lessingstraße 6
90443 Nürnberg

Tel.: 0911-23088-0
mfk-nuernberg@mspt.de
www.mfk-nuernberg.de

Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute - AsKI e.V.
Prinz-Albert-Str. 34
53113 Bonn
Deutschland

Tel.: 0228-224859
info@wege-nach-rom.de
www.aski.org

Registergericht: Amtsgericht Bonn
Registernummer: 4840

Vertretungsberechtigter Vorstand:
Dr. Wolfgang Trautwein

Plattform der EU-Kommission zur Online-Streitbeilegung: https://ec.europa.eu/odr

Wir sind zur Teilnahme an einem Streitbeilegungsverfahren vor einer Verbraucherschlichtungsstelle weder verpflichtet noch bereit.













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Transalpine Bahnpost

Schnell und effizient

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Der Transport auf der Schiene bildete in vielen europäischen Ländern lange Zeit das Rückgrat der Postbeförderung. Der erste reguläre Bahnpostdienst wurde 1838 zwischen London und Birmingham eingerichtet, in Deutschland machte zehn Jahre später Baden den Anfang.  

Das neue Verkehrsmittel Bahn war nicht nur deutlich schneller und robuster als Kutschen und Reiter, es ermöglichte auch, die Post unterwegs zu sortieren. Die Postsendungen wurden von den Postbediensteten stehend im fahrenden Zug, auf engem Raum und unter großem Zeitdruck bearbeitet, sortiert und während der fahrplanmäßigen Halte am Bahnhof mit den Bahnpostämtern ausgetauscht.  

Für den Posttransport über die Alpen läuteten die Eröffnung der Brennerbahn 1867 und der Gotthardbahn 1882 eine neue Ära ein. Die Bauwerke ermöglichten erstmals einen durchgehenden Bahnverkehr über und – im Fall des Gotthardtunnels – durch die Alpen. Zuvor war man zur Überquerung der Pässe weiterhin auf die langsamen und teuer zu betreibenden Postkutschen und -schlitten angewiesen gewesen.
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Brief von Mainz nach Rom mit Thurn und Taxis, 1862

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Bei dem abgebildeten Brief handelt es sich um einen Geschäftsbrief mit einem Angebot an Kalbsfellen und Lackleder, der 1862 von Mainz nach Rom versandt wurde. Er wurde am Mainzer Bahnhof aufgegeben und reiste per Bahn über Basel nach Luzern, wo er bereits nach zwei Tagen ankam. Weiter ging es höchstwahrscheinlich mit der Kutsche über einen der großen Pässe, vermutlich den St. Gotthard. Als nächste Zwischenstation ist Florenz verbürgt, wo der Brief erneut gestempelt wurde. Ob der Brief dorthin „mit französischen Postpacketbooten“ ab Genua gelangte, wie es der handschriftliche Vermerk mit dunkelroter Tinte nahelegt, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren.

Bemerkenswert ist auch, wer für die Beförderung des Briefes verantwortlich war: Die Familie Thurn und Taxis, bis zur Reichsauflösung 1806 Betreiberin der Kaiserlichen Reichspost, besorgte bis 1867 weiter den Postdienst zahlreicher deutscher Staaten und Städte. 1861 eröffnete Thurn und Taxis einen eigenen Bahnpostdienst, mit dem auch dieser Brief aus dem damals hessischen Mainz gen Rom reiste.
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Post- und Eisenbahn-Reisekarte, 1870 (Detail)

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Anhand der zwischen 1851 und 1870 mehrfach aktualisierten „Post- und Eisenbahn-Reisekarte“ aus dem Nürnberger Verlag Serz & Cie. lässt sich die infrastrukturelle Erschließung des Alpenraums gut nachvollziehen. In dieser Auflage von 1870 ist bereits die Brennerbahn von Innsbruck nach Bozen eingezeichnet, deren schwarz gezacktes Band sich weitgehend parallel zur alten Brennerstraße durch die Alpen zieht. In der Schweiz endet die Bahnstrecke hingegen noch in Luzern, über den Gotthard führt nur eine Poststraße.
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Meilensteine

Nützlich und repräsentativ

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Meilensteine mit Entfernungsangaben sind bereits für unterschiedliche Kulturen des Altertums überliefert. Im antiken Römischen Reich mit seinem ausgedehnten Straßennetz waren sie besonders verbreitet, vor allem in der Kaiserzeit. Die Meilenzählung auf den gewöhnlich als Säule ausgeführten Steinen bezog sich in Italien normalerweise auf Rom, in den Provinzen meist auf die jeweilige Provinzhauptstadt.  

Auf fast allen aus der Kaiserzeit erhaltenen römischen Meilensäulen finden sich Huldigungen an den jeweiligen Kaiser. Die Säulen dienten also nicht nur praktischen, sondern auch repräsentativen Zwecken.  

Als seit Beginn der frühen Neuzeit vielerorts in Europa Straßen systematisch ausgebaut und befestigt wurden, griffen viele Herrscher das Prinzip der Meilensteine wieder auf. Voraussetzung dafür war eine genaue Vermessung der Straßenverläufe, die vor allem für das sich rasch weiter entwickelnde Postwesen wichtig war. Die Preise für die Postnutzung richteten sich nämlich bis weit ins 19. Jahrhundert nach der Entfernung. Unterwegs boten die Meilensteine den Kutschern und Postillionen räumliche und zeitliche Orientierung.
     

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Carl Christian Schramm, Saxonia monumentis viarum illustrata, 1726, Seite 197

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Meilensäulen erfüllten jedoch auch in der Neuzeit nicht nur praktische, sondern auch repräsentative Funktionen. Oft waren die Säulen antikisierend gestaltet, was zum einen dem ästhetischen Zeitgeist von Barock, Klassizismus und Historismus entsprach, zum anderen den jeweiligen Herrschern die Gelegenheit gab, sich in eine Reihe mit antiken Vorbildern zu stellen.

Davon legt Carl Christian Schramms „Saxonia monumentis viarum illustrata“ Zeugnis ab. Schramm widmete sich in seiner 1726 in Wittenberg erschienenen Abhandlung den „Wege-Weisern, Armen- und Meilensäulen“ – so der Untertitel auf Deutsch – im Sachsen August‘ des Starken, dem das Werk auch gewidmet ist. Der Beschreibung der Gegenwart stellt Schramm eine ausführliche historische Herleitung voran. Das seinerzeit wegen der immensen Kosten umstrittene Programm des Kurfürsten zur flächendeckenden Errichtung von Postmeilensäulen erscheint so als neuzeitliche Vervollkommnung antiker Herrschaftspraktiken.

Das hier zu sehende Blatt visualisiert diese Konstruktion von Kontinuität: Auf der einen Seite der abgebildeten Münze ist, so die Beschriftung, „der untergegangene Glanz des römischen Augustus“ zu sehen. Die Meilensäulen auf der anderen Seite seien hingegen „durch die Hoheit [maiestate] des sächsischen Augusts wieder lebendig gemacht worden“.
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Der cursus publicus

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Als wichtigster Tagungsort des Senats war das Forum Romanum zu Zeiten der Republik das Machtzentrum des Römischen Reiches.

In der Kaiserzeit blieb das Forum zumindest dessen symbolisches Zentrum. So ließ Augustus, der erste römische Kaiser, dort den „Goldenen Meilenstein“ (lat. milliarium aureum) errichten, der als symbolischer Ausgangspunkt aller Straßen und als zentraler Vermessungspunkt des Reichs galt.  

Mit dem cursus publicus besaß das Römische Reich eine im Lauf der Kaiserzeit stetig ausgebaute Infrastruktur zur Personenbeförderung. Dabei handelte es sich jedoch, anders als vielfach angenommen, nicht um einen Postdienst im neuzeitlichen Sinne. Der cursus publicus stand nur Reisenden zur Verfügung, die im staatlichen Auftrag unterwegs waren. Er bot ihnen ein Versorgungsnetz aus Wagen, Zugtieren und Unterkünften, jedoch kein Fuhrpersonal.   

  

Saturntempel und Vespasianstempel auf dem Forum Romanum, Ansichtskarte von 1934
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Modell eines römischen Kurierwagens ("raeda")

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Dieses 1981 als Auftragsarbeit angekaufte Modell zeigt im Maßstab 1:5 einen römischen Reisewagen der Kaiserzeit, wie er mutmaßlich auch im Staatsdienst auf dem „cursus publicus“ verkehrte. Als Vorbild diente eine Rekonstruktion in Originalgröße, die im Römisch-Germanischen Museum in Köln zu sehen ist.

Der geschlossene Aufbau – das Modell bietet zur besseren Anschaulichkeit auf einer Seite Einsicht – und eine spezielle Aufhängung des Wagenkastens ermöglichten ein für zeitgenössische Verhältnisse komfortables Reisen. Bei einer durchschnittlichen Tagesleistung von 50 bis 70 Kilometern war mit einem solchen Wagen die Strecke von Rom ins heutige Süddeutschland in zwei bis drei Wochen zu bewältigen.

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Sammelbild der Firma Pfeiffer & Diller, Horchheim, aus der Serie "Das Postwesen", Nr. 1. – Römische Post, Cursus Publicus, um 1900

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Werbe-Sammelkarten sind bis heute ein beliebtes Mittel zur Kundenbindung, insbesondere bei Kindern erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Dominieren heute Fußballspieler und Comicfiguren als Motive, setzte die rheinhessische Firma Pfeiffer & Diller um 1900 auf die zwölfteilige Serie „Das Postwesen“.

Das erste Blatt der Serie war der „Römische[n] Post“ gewidmet. Ein Text auf der Rückseite erläutert, dass mit dem cursus publicus ein „ regelmäßiger Postverkehr“ eingerichtet worden sei. Nach heutigem Stand der Wissenschaft trifft das jedoch nicht zu.

  „Im römischen Reiche wurde unter Kaiser Augustus ein regelmäßiger Postverkehr eingerichtet, der Cursus publicus. Die Benützung dieser Einrichtung war nur dem Hof, seinen Beamten und etwa noch dem Militär gestattet, Civilpersonen nur gegen besondere Erlaubniss seitens kaiserl. Beamten. Junge, gewandte Leute, die barfüssig und ohne Steigbügel zu Pferde sassen, versahen den Depeschendienst und die Briefbeförderung; Pakete und Waren wurden auf schweren von Ochsen gezogenen Karren verladen. In Tagereisen von einander entfernt, lagen die mansiones, Stationsgebäude mit Wohnungen für die Reisenden, zwischen je zwei Stationen lagen die mutationes, kleinere Haltepunkte zum Wechseln der Thiere.“
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Die italienische Einigung

Anstoß für ein neues Postwesen

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1861 wurde in Turin das Königreich Italien ausgerufen, der erste moderne italienische Nationalstaat. Bis ganz Italien unter der Kontrolle des Königs stand, sollten jedoch noch neun von Kämpfen gegen den Kirchenstaat und Österreich geprägte Jahre vergehen. 1871 wurde Rom schließlich zur Hauptstadt Italiens erklärt.

Mit der Schaffung eines italienischen Nationalstaats ging auch die Vereinheitlichung des italienischen Postwesens einher: Auf Basis der Postagenturen des Hauses Savoyen und der anderen Vorgängerstaaten entstand 1862 mit der „Königlichen Post“ (ital. Regie Poste) eine zentralisierte staatliche Behörde, die ihre Dienste öffentlich und landesweit anbot. Von nun an galt für Sendungen in alle Orte des Landes ein Einheitsporto, Briefmarken wurden obligatorisch.  

Auf die nationale Integration folgte die internationale: Als 1874 21 Staaten von vier Kontinenten ihre Einigkeit mit der Gründung des Weltpostvereins besiegelten, gehörte Italien zu den Gründungsmitgliedern. War die Berechnung des Portos für internationale Sendungen zuvor eine Wissenschaft für sich, so bildeten die Mitgliedstaaten nun ein einziges Postgebiet mit festen Portosätzen. Die damit einhergehende Verbilligung und Vereinfachung der internationalen Kommunikation förderte den massenhaften Briefverkehr immens.

1906 richtete Rom schließlich den sechsten Weltpostkongress mit 130 Delegierten aus 74 Staaten aus – für Italien ein Achtungserfolg im Streben nach Geltung als Großmacht.

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Briefkasten „Buca delle lettere“, 1873

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Auf der Vorderseite dieses sehr massiven Gusseisen-Briefkastens von 1873 ist das königliche italienische Wappen zu sehen. Die Fahnen zu beiden Seiten künden vom gerade errungenen Sieg des Risorgimento, der Bewegung für die nationale Einigung Italiens.

Der Briefkasten ging 1887 als Schenkung der italienischen Postverwaltung in die Sammlung des Reichspostmuseums ein, aus dem schließlich das Museum für Kommunikation Berlin hervorging. Die Schenkung umfasste außerdem die Dienstkleidung eines einfachen Beamten, einen „Paketkorb“, ein Wörterbuch, eine Monographie sowie eine geographische Karte. Schenkungen ausländischer Postverwaltungen spielten in den Anfangsjahren des Reichspostmuseums eine wichtige Rolle beim Aufbau der Sammlung, die den erklärtem Anspruch hatte, über Deutschland hinauszuweisen.  






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Luftpost

Neue Wege, neue Marken

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Bereits im Altertum überbrachten Brieftauben Nachrichten auf dem Luftweg, in der Spätantike soll der römische Staat gar mehrere Tausend Vögel im Einsatz gehabt haben. 1870/71 machte dann die Ballonpost von sich reden, mittels derer die französische Postverwaltung Nachrichten aus den belagerten Städten Paris und Metz heraustransportierte. Doch erst mit der Erfindung von Zeppelin und Flugzeug entstand ein regelmäßiger, leistungsfähiger und auch Langstrecken bedienender Luftpostverkehr.
 
In Deutschland fanden 1912 erste offizielle Postflüge mit Zeppelinen und Flugzeugen statt, die ersten regelmäßigen Verbindungen gab es aber erst 1919. Ab 1923 entwickelte sich ein Netz internationaler Verbindungen. Dabei reiste die Post meistens an Bord von Lufthansa-Passagierflügen mit, 1929 wurden jedoch auch reine Postflüge mit Lufthansa-Maschinen eingerichtet.

Mit der neuen Transportform kam auch eine neue Gattung von Postwertzeichen auf den Markt, die bald zu einem eigenen philatelistischen Sammelfeld wurde: Luftpostmarken. Die ersten amtlichen Luftpostmarken gab 1917 die italienische Post heraus. Heute, da der Transport durch die Lüfte weltweit beinahe selbstverständlicher Bestandteil von Logistikketten ist, geben nur noch wenige Postunternehmen Luftpostmarken heraus.
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Flugpostmarke Nr. 126, 1917

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Am 22. Mai 1917 startete auf dem Turiner Flughafen Aeritalia der erste offizielle italienische Postflug, nach vier Stunden erreichte das Flugzeug mit 200 kg Post und 100 Exemplaren der Turiner Zeitung La Stampa an Bord die Hauptstadt Rom. Aus Anlass dieses Versuchsfluges gab die italienische Post die ersten amtlichen Luftpostmarken der Welt heraus, bei denen es sich um gewöhnliche Expressmarken mit einem Aufdruck handelt. Die in einer Auflage von 200.000 Stück nur in Turin und Rom verkauften Marken galten einzig für den Flug nach Rom und den Rückflug, der – wie auch schon der Hinflug – wegen schlechten Wetters verschoben werden musste und schließlich am 27. Mai 1917 erfolgte. Zu ihrer Entwertung wurde ein spezieller Stempel hergestellt.
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Adelige „Kavalierstour“ und ständeübergreifende Bildungsreise

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Ende des 16. Jahrhunderts kam es beim europäischen Adel in Mode, seine gerade erwachsen gewordenen Söhne auf eine ausgedehnte Reise durch Europa zu schicken. Auf der „Kavalierstour“, wie diese Reiseform in der deutschsprachigen Forschung seit dem 19. Jahrhundert genannt wird, sollten sie sich intellektuell und in den ritterlichen Körperkünsten bilden, an fremden Höfen Weltläufigkeit erlangen und Netzwerke knüpfen. Die Reise galt als Statussymbol und Initiationsritus. Beliebte Reiseziele des Adels aus deutschen Ländern waren Frankreich, Italien und die Niederlande.

Im 18. Jahrhundert erweiterte sich der Kreis der Reisenden, zum Adel und von Mäzenen gesponserten Künstlern und Wissenschaftlern gesellten sich Bürgerliche. Einerseits fanden die Ideale der Aufklärung auch in die Reisepraxis Eingang: Reisen sollten nun einem konkreten, dem gesellschaftlichen Wohl verpflichteten Zweck dienen. Andererseits wurde es auch zunehmend zum Selbstzweck, sich auf Reisen an den aktuellen und früheren Zentren europäischer Geistesgeschichte klassisch zu bilden, insbesondere in Italien. Auch das reine Sammeln ästhetischer Eindrücke, von denen man sich einen Kontrast zum Gewohnten erhoffte, gewann an Relevanz als Reisemotivation. 

Anders als viele Adlige, die in Gesellschaft landeskundiger Begleiter mit eigenen oder gemieteten Kutschen reisten und unterwegs bei Verwandten, Bekannten oder in teuren Stadtquartieren unterkamen, waren weniger vermögende und vernetzte Reisende oft auf die öffentliche Infrastruktur der Postkurse angewiesen. Wer in Postkutschen reiste und im Umfeld von Poststationen schlief, war günstig und durch den regelmäßigen Pferdewechsel verhältnismäßig zügig, dafür aber wenig komfortabel unterwegs.

Die Bildungsreisen des Adels und des wohlhabenden Bürgertums brachten einen touristischen Kanon hervor, an den der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Massentourismus anknüpfen konnte.


 









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Heinrich Bürkel, Poststation in den Pontinischen Sümpfen, 1863 (Öl auf Leinwand, 38,4 x 47,6 cm)

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"Heinrich Bürkels humoristische Darstellung zeigt das Aufeinanderprallen zweier Kulturen und Gesellschaftsschichten. An einer Haltestelle für den Postreiseverkehr in den Sümpfen südlich von Rom hat eine Kutsche zum Pferdewechsel angehalten. [...]  Während zwei Postbedienstete die beiden Pferde losschirren, greift der Postillion missmutig in seine Ledertasche, vermutlich um den von links herankommenden Bettlern Kleingeld zuzuwerfen. Ein vornehmes Paar im hinteren Teil der Postchaise versucht angestrengt, von dem Treiben keine Notiz zu nehmen. Während der Mann in einem Buch liest, schließt seine Gattin die Augen.

Die Pontinischen Sümpfe waren Station auf der Bildungsreise zu den hellenistischen Denkmälern Süditaliens. [...]  Hauptthemen Heinrich Bürkels, der zwei Jahre in Rom und in Neapel gelebt hatte, sind humoristische Genreszenen mit sittenbildlicher Staffage, bevorzugt aus dem alpenländischen oder italienischen Raum."

Aus: Anja Eichler, Hartwig Lüdtke (Hrsg.): Kunst und Kommunikation: die Kunstsammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Bonn 2006 (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Band 21), S. 72.

Bürkels Stil ist typisch für die Malerei der Biedermeierzeit und war bei einer bürgerlichen Käuferschicht sehr beliebt. 


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Konkurrenz um die Postbeförderung

Städtische Boten und kaiserliche Post im Heiligen Römischen Reich der frühen Neuzeit

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Im Jahre 1490 ließ der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. von der italienischen Kurierfamilie Tasso einen berittenen Postkurs zwischen seiner Residenz in Innsbruck und den Burgundischen Niederlanden einrichten. Im Unterschied zu früheren Kurierdiensten waren Reiter und Pferde Tag und Nacht unterwegs und wechselten zu bestimmten Zeiten an vorgegebenen Stationen – anfangs in Herbergen, später in Poststationen. Dort gab man das Felleisen, eine verschließbare Tasche zur Befestigung am Sattel, mit den Sendungen an den nächsten Reiter weiter.

Maximilians Nachfolger öffneten die zuvor nur staatlichen Zwecken dienende Post für private Sendungen. Damit trat die Taxis-Post – die inzwischen geadelte Familie Tasso hatte ihren Namen für den deutschsprachigen Raum angepasst – in Konkurrenz zum etablierten Botenwesen der Kaufleute und der Städte. Deren Botenanstalten professionalisierten sich in der Folge rasch und setzten an der Schwelle zum 17. Jahrhundert ebenfalls auf feste Verkehrszeiten und einen Stafettenbetrieb. Städteübergreifende Kooperationen ermöglichten es ihnen, auch bei der Reichweite mit dem einheitlichen Netzwerk der Taxis-Post mitzuhalten.

Den Kaisern war indes an einer zentralisierten Post unter ihrer Kontrolle gelegen. 1597 verlieh Rudolf II. der nunmehr Kaiserlichen Reichspost im Betrieb der Familie Taxis das Postregal, das einem Monopol zur Postbeförderung gleichkam. Viele städtische Botenanstalten boten ihre Dienste aber weiterhin an, und nach dem Dreißigjährigen Krieg etablierten sich in einigen protestantischen Fürstentümern eigene Landesposten. Ungeachtet dieser Konkurrenz konnte die Kaiserliche Reichspost vor allem im 18. Jahrhundert ihre dominierende Stellung ausbauen. Ihr Betrieb brachte den Thurn und Taxis, wie sich die ununterbrochen den Generalpostmeister stellende Familie seit 1650 nennen durfte, erhebliche Profite ein. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 unterhielten die Thurn und Taxis noch bis 1867 einen privaten Postdienst.  

  













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Brief von Conrado Arnoldi aus Rom an Gasparo della Croce in Köln, 01.06.1585

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Beim Umzug eines Frankfurter Amtsgerichts tauchte 1889 ein Bündel nie zugestellter Briefe auf, das bis heute Rätsel aufgibt. Der Frankfurter Brieffund umfasst 272 Briefe aus dem Frühjahr 1585. Aus einem Begleitschreiben geht hervor, dass die Briefe mit der Taxis-Post von Mailand nach Köln unterwegs waren. Den Großteil des Konvoluts machen Geschäftsbriefe aus den oberitalienischen Handelszentren und Rom aus, die für Köln, Antwerpen und Lüttich bestimmt waren. Doch warum erreichten sie ihre Adressaten nicht? 

Das Briefbündel muss, soviel lässt sich rekonstruieren, in der Pfalz oder in Rheinhessen abgefangen worden sein. Ließ eine konkurrierende städtische Botenanstalt die Briefe entwenden, um die eigene Stellung zu stärken? Oder waren Räuber am Werk, die Geldsendungen zu erbeuten hofften? Darüber kann man heute nur spekulieren, ebenso wie über die Umstände, unter denen die Briefe in das Frankfurter Gericht gelangten.

Die Briefe bieten einen interessanten Einblick in die Schreibgewohnheiten ihrer Zeit. Viele Korrespondenten fügten dem offiziellen Teil ihrer Schreiben Informationen zu wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen hinzu. So auch der Römer Conrado Arnoldi in diesem Brief an seinen Geschäftsfreund Gasparo della Croce in Köln: Er berichtet, dass es nach der Wahl des Franziskaners Felice Peretti zum Papst Sixtus V. zu Krawallen gekommen sei, die sich nur durch Kanonenschüsse von der Engelsburg eindämmen lassen hätten. Außerdem habe es in Neapel eine Hungerrevolte gegeben, nachdem der Brotpreis durch Exporte nach Spanien deutlich gestiegen sei.
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Itinerarien

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Landkarten waren in der Antike und im Mittelalter selten und der Wissenschaft vorbehalten, auf Reisen verwendete man sie praktisch nicht. Stattdessen nutzten des Lesens kundige Reisende so genannte Itinerare. Darunter versteht man einerseits Reisebeschreibungen meist prominenter Autoren, anderseits praktische Zusammenstellungen, die zum Teil an heutige Reiseführer erinnern, in ihrer einfachsten Form aber auch nur aus einer Auflistung von Städtenamen und Entfernungsangaben bestehen konnten. Grafische Darstellungen waren, sofern sie überhaupt vorkamen, äußert schematisch gehalten.  

Im Römischen Reich mit seinem systematisch aufgebauten und vermessenen Straßennetz waren Itinerare mit knappen praktischen Angaben verbreitet. Aus der Spätantike und dem Mittelalter sind vor allem Itinerare erhalten, die bestimmte Pilgerrouten an sich oder die konkreten Reiseerfahrungen der Autoren auf dieser Route beschreiben. Dabei war oft Rom, noch häufiger jedoch, insbesondere zur Zeit der Kreuzzüge, das Heilige Land das Ziel.  

Itinerare sind, allen in ihnen enthaltenen Ungenauigkeiten und Irrtümern zum Trotz, gute Quellen, um Straßenverläufe und spezifische Reise-, Boten- und Handelsrouten zu rekonstruieren.  

Als eine der neuzeitlichen Spielarten des Itinerars kann die Meilenscheibe gesehen werden. Im Zentrum der Scheibe steht ein bestimmter Ausgangsort, um den herum wie in einem Tortendiagramm die Entfernungen zu Orten entlang bestimmter Routen, z.B. von Postkursen, angegeben sind.
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Großer Silberbecher von Vicarello mit Itinerar von Cádiz nach Rom, 400 v. Chr. – 400 n. Chr. (Replik von 2013)

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1852 bargen Bauarbeiter im Badeort Vicarello, in der Antike als Aquae Appolinares bekannt, als Teil eines größeren Fundes von Münzen und Gefäßen vier silberne Becher. Auf jedem von ihnen ist in Form von 104 bis 107 Ortsnamen und Entfernungsangaben in Meilen die Strecke von Gades – dem heutigen Cádiz – nach Rom eingraviert. Die Datierung der Becher ist umstritten, die meisten Autoren gehen vom ersten Jahrhundert nach Christus aus.

In der Wissenschaft finden sich unterschiedliche Theorien, welchem Zweck die Becher gedient haben könnten. Sind es Weihgaben, die eine Reisegruppe aus Spanien im Apollonheiligtum des Badeorts niederlegte, um Heilung zu erbitten? Allerdings führt die auf den Bechern genannte Route deutlich an Aquae Appolinares vorbei, außerdem fehlt jegliche Widmung. Wurden die Becher von Händlern aus Gades, die sich für ihre geglückte Reise nach Rom erkenntlich zeigen wollten, zum Apollonheiligtum gebracht? Oder waren sie ein Geschenk für einen römischen Senator und gelangten durch diesen in den Badeort?

Die vier Silberbecher von Vicarello stellen eine außergewöhnliche Form des Itinerars dar. Für den praktischen Gebrauch – sei es zur Reiseplanung oder zum Trinken – waren sie vermutlich nicht gedacht. Im Unterschied zur Mehrheit der bekannten Itinerare, die nur in mittelalterlichen Abschriften überliefert sind, sind sie in ihrer Ursprungsform erhalten.  Das Original des hier zu sehenden, knapp 15 Zentimeter hohen Bechers befindet sich im Museo Nazionale Romano in Rom.
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„Post von drüben“ aus dem Vatikan

Briefe über den „Eisernen Vorhang“ hinweg

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Die Zeit der deutschen Teilung zwischen 1949 und 1990 war auch eine Zeit der deutsch-deutschen Briefwechsel. Ob zwischen Verwandten, Freunden oder Brieffreunden: Rund eine Million Briefe passierte (nach 1970) im Durchschnitt täglich die zumindest von Osten aus anderweitig kaum zu überwindende Grenze. Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation besitzt eine weltweit einzigartige Sammlung solcher Korrespondenzen.

Die meisten Korrespondierenden gingen zu Recht davon aus, dass die DDR-Behörden ihre Post kontrollieren würden, viele drückten sich dementsprechend vorsichtig oder chiffriert aus. Neuere Forschungen belegen indes, dass auch in der BRD Postsendungen zensiert wurden, überwiegend solche aus der DDR.
 
Hans-Eckhard L. aus Magdeburg genoss Ende der 1970er-Jahre das äußerst seltene Privileg, an einer päpstlichen Universität im Vatikan Kirchenrecht studieren zu dürfen. In den von dort versandten Briefen an seinen Brieffreund Horst H. in Stuttgart konnte er sich ungewohnt frei ausdrücken. Hans-Eckhard L. zeichnet in seinen Schilderungen ein farbiges Bild seines ungewöhnlichen Studienaufenthalts, warnt aber zugleich eindringlich davor, in Briefen in die DDR den Zweck seines Aufenthalts konkret zu benennen. 
















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Die Sammlung „Post von drüben“ online

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Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation besitzt 13 Briefe aus dem Briefwechsel zwischen Hans-Eckhard L. und Horst H. Der letzte von ihnen ist undatiert,  L. schrieb ihn vermutlich 1980 aus Freiburg im Breisgau. Er deutet darin an, längerfristig in der Bundesrepublik bleiben zu wollen.

Insgesamt umfasst die Sammlung „Post von drüben“ 6000 Briefe, von denen 600 hier online zur Verfügung stehen. Sie sind im Volltext und nach Zeiträumen durchsuchbar, aber auch nach Themen, Orten und Konvoluten erschlossen.

Darüber hinaus verfügt die Museumsstiftung über eine 120.000 Briefe starke Sammlung von Feldpostbriefen aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert, von denen Sie rund 2400 Exemplare online einsehen können.

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Mit der Postkutsche über die Alpen

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„Die Postillons fuhren, dass einem Sehen und Hören verging, und so leid es mir tat, diese herrlichen Gegenden mit der entsetzlichsten Schnelle und bei Nacht wie im Fluge zu durchreisen, so freute es mich doch innerlich, dass ein günstiger Wind hinter mir herblies und mich meinen Wünschen zujagte.“ (J.W. von Goethe: Italienische Reise, 1813-1817)

Am 9. September 1786 brach Johann Wolfgang von Goethe in einer Postkutsche vom Brennerpass, wo er einen Ruhetag verbracht hatte, nach Süden auf. Der Geschwindigkeitsrausch, den der Dichter rückblickend in der „Italienischen Reise“ beschwört, mag metaphorisch überhöht sein. Doch bei aller Gleichsetzung geistigen Strebens mit tatsächlicher physischer Fortbewegung in Goethes Reisebericht: Im Vergleich zu früheren Jahrhunderten war seine Alpenüberquerung – in vier Tagen von Mittenwald nach Rovereto – tatsächlich verhältnismäßig schnell und komfortabel. Erst wenige Jahre zuvor war die Brenner-Passstraße ausgebaut worden.

Die Alpen zu überqueren war lange Zeit mühselig und nicht ungefährlich. Der Brenner gehört zu den wenigen Pässen, die bereits in der Antike mit Karren befahren werden konnten, wobei die Fahrstraße nach zwischenzeitlichem Verfall erst im Spätmittelalter wiederhergestellt und weiter ausgebaut wurde. Über die meisten Alpenpässe führten jedoch bis ins frühe neunzehnte Jahrhundert nur Pfade oder schlecht befestigte Straßen, auf denen man zu Fuß oder zu Pferd reiste. Für den Warentransport kamen meist Maultiere zum Einsatz, die Postkurse wurden mit Reitern bedient.

Die große Zeit der Postkutschen war in den Alpen also kurz, aber intensiv: So entwickelte sich beispielsweise über den St. Gotthard-Pass ab 1830 ein reger Postkutschenverkehr – im Winter kamen Postschlitten zum Einsatz –, der aber bereits 1882 mit der Eröffnung der Gotthardbahn wieder zum Erliegen kam.     

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Carl Bössenroth, Alpenpost auf der Stilfser-Jochstraße bei Trafoi, 1892 (Öl auf Leinwand, 135 x 170 cm)

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In einer sonnendurchfluteten Gebirgslandschaft nähert sich auf einer befestigten Passstraße, die nach vorne aus dem Bild führt, eine vierspännige Postkutsche. Es ist ein österreichischer Alpenpostwagen, der auf der Stilfser Jochstraße bei Trafoi Reisende befördert. Radspuren weisen auf den regen Verkehr auf dieser Straße hin.

Das Stilfser Joch ist mit einer Höhe von 2757 Metern einer der höchstgelegenen Pässe der Alpen. Die bis heute mit weitgehend unverändertem Verlauf genutzte Passstraße wurde 1825 eröffnet. Sie verband die zu diesem Zeitpunkt zu Österreich gehörende Lombardei mit dem damals ebenfalls österreichischen Südtirol.

Dem Gebirge, Inbegriff der Naturgewalt, ist in Bössenroths Gemälde mit der Postkutsche ein Kontrapunkt gesetzt. Insofern ist hier neben der stimmungshaften Landschaftsschilderung auch das Ringen des Menschen mit der Natur versinnbildlicht – ein Motiv, das sich in vielen Postkutschendarstellungen in der Kunstsammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation findet. 

Das Berliner Reichspostmuseum erwarb das dem französischen Impressionismus nachempfundene Werk 1894 für 1.000,- Mark vom Künstler.
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