Einführung
Mobilität - Kommunikation - VernetzungViele Postwege nach RomEine Spurensuche in der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Adolphe Geoffroy, Vor dem Dorfbrunnen, 1845
Führen alle Wege nach Rom?
Vieles deutet darauf hin, dass das Sprichwort auf das weitverzweigte Straßennetz des Römischen Reichs zurückgeht. Im Lauf der Zeit kamen andere Transport-, Reise- und Kommunikationswege hinzu. Rom blieb jedoch stets Ziel und Ausgangspunkt großer Menschen-, Waren- und Nachrichtenströme. Bei Post- und Kurierdiensten liefen viele davon zusammen.
Albert Christoph Dies, Forum Romanum, 1787
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Auf SpurensucheMachen Sie sich auf den Weg nach Rom!Eine Reise mit 10 Stationen
Wo hunderttausende Objekte sind, führen auch Wege nach Rom. Wir haben eine kleine Auswahl aus unseren vielfältigen Beständen getroffen. Was sind das für Objekte, welche Geschichten erzählen sie? Und wie kommen sie in die Sammlung? Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise über die Alpen und erfahren Sie, wie sich die Postwege nach Rom im Lauf der Zeit verändert haben.
Historisches Faksimile der „Tabula Peutingeriana“, der fast sieben Meter langen mittelalterlichen Abschrift einer spätrömischen Straßenkarte (Detail)
Nördlich der Alpen
Meilensteine
Konkurrenz um die Postbeförderung
Alpenraum
Luftpost
Mit der Postkutsche über die Alpen
Transalpine Bahnpost
Mittelitalien
Latium
Sie blicken nun auf Latium, die Region um Rom. Der Kartenausschnitt entstammt der im Originalzustand ganz Italien zeigenden "Carta postale ed itineraria d'Italia" von Antonio Federico Botte aus dem Jahr 1844. Es ist die Blütezeit der Postkutschenära, die auf dieser Post- und Straßenkarte dokumentiert ist. Ein extrem differenziertes, umfangreiches Zeichensystem gibt allein die verschiedenen Beförderungsdienste der Post wieder. Noch dominiert klar die Postkutsche in der Personenbeförderung.
Itinerare
„Kavalierstour“ und Bildungsreise
Wo sind Sie hier?
Sie blicken nun auf Latium, die Region um Rom. Der Kartenausschnitt entstammt der im Originalzustand ganz Italien zeigenden "Carta postale ed itineraria d'Italia" von Antonio Federico Botte aus dem Jahr 1844. Es ist die Blütezeit der Postkutschenära, die auf dieser Post- und Straßenkarte dokumentiert ist. Ein extrem differenziertes, umfangreiches Zeichensystem gibt allein die verschiedenen Beförderungsdienste der Post wieder. Noch dominiert klar die Postkutsche in der Personenbeförderung.
Rom
Schauen Sie sich in Ruhe um, schließlich haben Sie eine lange Reise hinter sich. Orientierung bietet dieser Vogelschaubild-Plan des Nürnberger Kartographen Johann Baptist Homann, der im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts entstand. Für Fernreisende interessant: Auf dem Plan sind am Stadtrand die von Rom aus abgehenden antiken Fernstraßen Via Flaminia, Via Salaria, Via Tiburtina, Via Praenestina, Via Labicana und Via Appia eingezeichnet. In ihrem grundlegenden Verlauf sind sie größtenteils bis heute in Benutzung.
Der cursus publicus
Die italienische Einigung
Endlich in Rom!
Schauen Sie sich in Ruhe um, schließlich haben Sie eine lange Reise hinter sich. Orientierung bietet dieser Vogelschaubild-Plan des Nürnberger Kartographen Johann Baptist Homann, der im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts entstand. Für Fernreisende interessant: Auf dem Plan sind am Stadtrand die von Rom aus abgehenden antiken Fernstraßen Via Flaminia, Via Salaria, Via Tiburtina, Via Praenestina, Via Labicana und Via Appia eingezeichnet. In ihrem grundlegenden Verlauf sind sie größtenteils bis heute in Benutzung.
„Post von drüben“ aus dem Vatikan
Impressum
Impressum und QuellennachweiseViele Postwege nach RomEine Spurensuche in der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Der Beitrag „Viele Postwege nach Rom“ ist eine Produktion der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Bonn
- Konzept, Texte und Redaktion: Rainer Bobon
- Technische Betreuung: Melanie Lauer
- Konzeptionelle Beratung: Dr. Veit Didczuneit
- Kartographische Recherche: Mirjam Kasperl
- Sprecher: Sebastian Reiß
Herzlichen Dank an alle beteiligten Kolleginnen und Kollegen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Almut Ochsmann und David Koch vom Max-Reger-Institut sowie Dr. Jessica Popp und Franz Fechner vom Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V. – AsKI.
Bildnachweis:
Alle Abbildungen © Museumsstiftung Post und Telekommunikation, außer Albert Christoph Dies, Forum Romanum, 1787 (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover): gemeinfrei.
Literatur:
- Klaus Beyrer (Hrsg.): Zeit der Postkutschen: drei Jahrhunderte Reisen 1600-1900, Karlsruhe 1992.
- Klaus Beyrer/Hans-Christian Täubrich (Hrsg.): Der Brief: eine Kulturgeschichte der schriftlichen Kommunikation, Heidelberg 1996 (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Band 1).
- Veit Didczuneit (Hrsg.): Das Radio in der Nussschale und andere Objektgeschichten: aus den Sammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, München 2017 (Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Band 38).
- Anja Eichler, Hartwig Lüdtke (Hrsg.): Kunst und Kommunikation: die Kunstsammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Bonn 2006 (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, Band 21).
- Hermann Glaser/Thomas Werner: Die Post in ihrer Zeit: eine Kulturgeschichte menschlicher Kommunikation, Heidelberg 1990.
- Andreas Hahn (Hrsg.): Schätze der Philatelie: aus den Archiven der Museumsstiftung Post und Telekomminikation, Bonn 2002 (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekomunikation, Band 14).
- K. Jaschke: Römischer Reisewagen. Bild der Woche 43. Woche - 24. Oktober bis 30. Oktober 2016, in: https://www.museenkoeln.de/portal/bild-der-woche.aspx?bdw=2016_43 (04.01.2019).
- Anne Kolb: Transport und Nachrichtentransfer im Römischen Reich, Zürich 2000 (= KLIO. Beiträge zur Alten Geschichte. Beihefte, Neue Folge; Band 2).
- Mathis Leibetseder: Kavalierstour - Bildungsreise - Grand Tour: Reisen, Bildung und Wissenserwerb in der Frühen Neuzeit, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hrsg. vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2013. URL: http://ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/kavalierstour-bildungsreise-grand-tour (20.05.2019).
- Hans Steinmetz (Hrsg.): Handwörterbuch des Postwesens, dritte völlig neu bearbeitete Auflage, 1. Band A-F, Bonn 1971.
Museum für Kommunikation Nürnberg
Lessingstraße 6
90443 Nürnberg
Tel.: 0911-23088-0
mfk-nuernberg@mspt.de
www.mfk-nuernberg.de
Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute - AsKI e.V.
Prinz-Albert-Str. 34
53113 Bonn
Deutschland
Tel.: 0228-224859
info@wege-nach-rom.de
www.aski.org
Registergericht: Amtsgericht Bonn
Registernummer: 4840
Vertretungsberechtigter Vorstand:
Dr. Wolfgang Trautwein
Plattform der EU-Kommission zur Online-Streitbeilegung: https://ec.europa.eu/odr
Wir sind zur Teilnahme an einem Streitbeilegungsverfahren vor einer Verbraucherschlichtungsstelle weder verpflichtet noch bereit.
Transalpine Bahnpost
Transalpine Bahnpost
Transalpine Bahnpost
Schnell und effizient
Das neue Verkehrsmittel Bahn war nicht nur deutlich schneller und robuster als Kutschen und Reiter, es ermöglichte auch, die Post unterwegs zu sortieren. Die Postsendungen wurden von den Postbediensteten stehend im fahrenden Zug, auf engem Raum und unter großem Zeitdruck bearbeitet, sortiert und während der fahrplanmäßigen Halte am Bahnhof mit den Bahnpostämtern ausgetauscht.
Für den Posttransport über die Alpen läuteten die Eröffnung der Brennerbahn 1867 und der Gotthardbahn 1882 eine neue Ära ein. Die Bauwerke ermöglichten erstmals einen durchgehenden Bahnverkehr über und – im Fall des Gotthardtunnels – durch die Alpen. Zuvor war man zur Überquerung der Pässe weiterhin auf die langsamen und teuer zu betreibenden Postkutschen und -schlitten angewiesen gewesen.
Meilensteine
Meilensteine
Meilensteine
Nützlich und repräsentativ
Auf fast allen aus der Kaiserzeit erhaltenen römischen Meilensäulen finden sich Huldigungen an den jeweiligen Kaiser. Die Säulen dienten also nicht nur praktischen, sondern auch repräsentativen Zwecken.
Als seit Beginn der frühen Neuzeit vielerorts in Europa Straßen systematisch ausgebaut und befestigt wurden, griffen viele Herrscher das Prinzip der Meilensteine wieder auf. Voraussetzung dafür war eine genaue Vermessung der Straßenverläufe, die vor allem für das sich rasch weiter entwickelnde Postwesen wichtig war. Die Preise für die Postnutzung richteten sich nämlich bis weit ins 19. Jahrhundert nach der Entfernung. Unterwegs boten die Meilensteine den Kutschern und Postillionen räumliche und zeitliche Orientierung.
Der cursus publicus
Reise- und Nachrichteninfrastruktur im alten Rom: Der cursus publicus
Reise- und Nachrichteninfrastruktur im alten Rom: Der cursus publicus
In der Kaiserzeit blieb das Forum zumindest dessen symbolisches Zentrum. So ließ Augustus, der erste römische Kaiser, dort den „Goldenen Meilenstein“ (lat. milliarium aureum) errichten, der als symbolischer Ausgangspunkt aller Straßen und als zentraler Vermessungspunkt des Reichs galt.
Mit dem cursus publicus besaß das Römische Reich eine im Lauf der Kaiserzeit stetig ausgebaute Infrastruktur zur Personenbeförderung. Dabei handelte es sich jedoch, anders als vielfach angenommen, nicht um einen Postdienst im neuzeitlichen Sinne. Der cursus publicus stand nur Reisenden zur Verfügung, die im staatlichen Auftrag unterwegs waren. Er bot ihnen ein Versorgungsnetz aus Wagen, Zugtieren und Unterkünften, jedoch kein Fuhrpersonal.
Saturntempel und Vespasianstempel auf dem Forum Romanum, Ansichtskarte von 1934
Die italienische Einigung
Die italienische Einigung
Die italienische Einigung
Anstoß für ein neues Postwesen
Mit der Schaffung eines italienischen Nationalstaats ging auch die Vereinheitlichung des italienischen Postwesens einher: Auf Basis der Postagenturen des Hauses Savoyen und der anderen Vorgängerstaaten entstand 1862 mit der „Königlichen Post“ (ital. Regie Poste) eine zentralisierte staatliche Behörde, die ihre Dienste öffentlich und landesweit anbot. Von nun an galt für Sendungen in alle Orte des Landes ein Einheitsporto, Briefmarken wurden obligatorisch.
Auf die nationale Integration folgte die internationale: Als 1874 21 Staaten von vier Kontinenten ihre Einigkeit mit der Gründung des Weltpostvereins besiegelten, gehörte Italien zu den Gründungsmitgliedern. War die Berechnung des Portos für internationale Sendungen zuvor eine Wissenschaft für sich, so bildeten die Mitgliedstaaten nun ein einziges Postgebiet mit festen Portosätzen. Die damit einhergehende Verbilligung und Vereinfachung der internationalen Kommunikation förderte den massenhaften Briefverkehr immens.
1906 richtete Rom schließlich den sechsten Weltpostkongress mit 130 Delegierten aus 74 Staaten aus – für Italien ein Achtungserfolg im Streben nach Geltung als Großmacht.
Luftpost
Luftpost
Luftpost
Neue Wege, neue Marken
In Deutschland fanden 1912 erste offizielle Postflüge mit Zeppelinen und Flugzeugen statt, die ersten regelmäßigen Verbindungen gab es aber erst 1919. Ab 1923 entwickelte sich ein Netz internationaler Verbindungen. Dabei reiste die Post meistens an Bord von Lufthansa-Passagierflügen mit, 1929 wurden jedoch auch reine Postflüge mit Lufthansa-Maschinen eingerichtet.
Mit der neuen Transportform kam auch eine neue Gattung von Postwertzeichen auf den Markt, die bald zu einem eigenen philatelistischen Sammelfeld wurde: Luftpostmarken. Die ersten amtlichen Luftpostmarken gab 1917 die italienische Post heraus. Heute, da der Transport durch die Lüfte weltweit beinahe selbstverständlicher Bestandteil von Logistikketten ist, geben nur noch wenige Postunternehmen Luftpostmarken heraus.
Adelige „Kavalierstour“ und ständeübergreifende Bildungsreise
Adelige „Kavalierstour“ und ständeübergreifende Bildungsreise
Adelige „Kavalierstour“ und ständeübergreifende Bildungsreise
Im 18. Jahrhundert erweiterte sich der Kreis der Reisenden, zum Adel und von Mäzenen gesponserten Künstlern und Wissenschaftlern gesellten sich Bürgerliche. Einerseits fanden die Ideale der Aufklärung auch in die Reisepraxis Eingang: Reisen sollten nun einem konkreten, dem gesellschaftlichen Wohl verpflichteten Zweck dienen. Andererseits wurde es auch zunehmend zum Selbstzweck, sich auf Reisen an den aktuellen und früheren Zentren europäischer Geistesgeschichte klassisch zu bilden, insbesondere in Italien. Auch das reine Sammeln ästhetischer Eindrücke, von denen man sich einen Kontrast zum Gewohnten erhoffte, gewann an Relevanz als Reisemotivation.
Anders als viele Adlige, die in Gesellschaft landeskundiger Begleiter mit eigenen oder gemieteten Kutschen reisten und unterwegs bei Verwandten, Bekannten oder in teuren Stadtquartieren unterkamen, waren weniger vermögende und vernetzte Reisende oft auf die öffentliche Infrastruktur der Postkurse angewiesen. Wer in Postkutschen reiste und im Umfeld von Poststationen schlief, war günstig und durch den regelmäßigen Pferdewechsel verhältnismäßig zügig, dafür aber wenig komfortabel unterwegs.
Die Bildungsreisen des Adels und des wohlhabenden Bürgertums brachten einen touristischen Kanon hervor, an den der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Massentourismus anknüpfen konnte.
Konkurrenz um die Postbeförderung
Konkurrenz um die Postbeförderung
Konkurrenz um die Postbeförderung
Städtische Boten und kaiserliche Post im Heiligen Römischen Reich der frühen Neuzeit
Maximilians Nachfolger öffneten die zuvor nur staatlichen Zwecken dienende Post für private Sendungen. Damit trat die Taxis-Post – die inzwischen geadelte Familie Tasso hatte ihren Namen für den deutschsprachigen Raum angepasst – in Konkurrenz zum etablierten Botenwesen der Kaufleute und der Städte. Deren Botenanstalten professionalisierten sich in der Folge rasch und setzten an der Schwelle zum 17. Jahrhundert ebenfalls auf feste Verkehrszeiten und einen Stafettenbetrieb. Städteübergreifende Kooperationen ermöglichten es ihnen, auch bei der Reichweite mit dem einheitlichen Netzwerk der Taxis-Post mitzuhalten.
Den Kaisern war indes an einer zentralisierten Post unter ihrer Kontrolle gelegen. 1597 verlieh Rudolf II. der nunmehr Kaiserlichen Reichspost im Betrieb der Familie Taxis das Postregal, das einem Monopol zur Postbeförderung gleichkam. Viele städtische Botenanstalten boten ihre Dienste aber weiterhin an, und nach dem Dreißigjährigen Krieg etablierten sich in einigen protestantischen Fürstentümern eigene Landesposten. Ungeachtet dieser Konkurrenz konnte die Kaiserliche Reichspost vor allem im 18. Jahrhundert ihre dominierende Stellung ausbauen. Ihr Betrieb brachte den Thurn und Taxis, wie sich die ununterbrochen den Generalpostmeister stellende Familie seit 1650 nennen durfte, erhebliche Profite ein. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 unterhielten die Thurn und Taxis noch bis 1867 einen privaten Postdienst.
Itinerarien
Itinerare
Itinerare
Im Römischen Reich mit seinem systematisch aufgebauten und vermessenen Straßennetz waren Itinerare mit knappen praktischen Angaben verbreitet. Aus der Spätantike und dem Mittelalter sind vor allem Itinerare erhalten, die bestimmte Pilgerrouten an sich oder die konkreten Reiseerfahrungen der Autoren auf dieser Route beschreiben. Dabei war oft Rom, noch häufiger jedoch, insbesondere zur Zeit der Kreuzzüge, das Heilige Land das Ziel.
Itinerare sind, allen in ihnen enthaltenen Ungenauigkeiten und Irrtümern zum Trotz, gute Quellen, um Straßenverläufe und spezifische Reise-, Boten- und Handelsrouten zu rekonstruieren.
Als eine der neuzeitlichen Spielarten des Itinerars kann die Meilenscheibe gesehen werden. Im Zentrum der Scheibe steht ein bestimmter Ausgangsort, um den herum wie in einem Tortendiagramm die Entfernungen zu Orten entlang bestimmter Routen, z.B. von Postkursen, angegeben sind.
„Post von drüben“ aus dem Vatikan
„Post von drüben“ aus dem Vatikan
„Post von drüben“ aus dem Vatikan
Briefe über den „Eisernen Vorhang“ hinweg
Die meisten Korrespondierenden gingen zu Recht davon aus, dass die DDR-Behörden ihre Post kontrollieren würden, viele drückten sich dementsprechend vorsichtig oder chiffriert aus. Neuere Forschungen belegen indes, dass auch in der BRD Postsendungen zensiert wurden, überwiegend solche aus der DDR.
Hans-Eckhard L. aus Magdeburg genoss Ende der 1970er-Jahre das äußerst seltene Privileg, an einer päpstlichen Universität im Vatikan Kirchenrecht studieren zu dürfen. In den von dort versandten Briefen an seinen Brieffreund Horst H. in Stuttgart konnte er sich ungewohnt frei ausdrücken. Hans-Eckhard L. zeichnet in seinen Schilderungen ein farbiges Bild seines ungewöhnlichen Studienaufenthalts, warnt aber zugleich eindringlich davor, in Briefen in die DDR den Zweck seines Aufenthalts konkret zu benennen.
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Hans-Eckhard L. aus dem Vatikan an Horst H. in StuttgartAuszüge aus dem Brief vom 14.05.1978
Mit der Postkutsche über die Alpen
Mit der Postkutsche über die Alpen
Mit der Postkutsche über die Alpen
Am 9. September 1786 brach Johann Wolfgang von Goethe in einer Postkutsche vom Brennerpass, wo er einen Ruhetag verbracht hatte, nach Süden auf. Der Geschwindigkeitsrausch, den der Dichter rückblickend in der „Italienischen Reise“ beschwört, mag metaphorisch überhöht sein. Doch bei aller Gleichsetzung geistigen Strebens mit tatsächlicher physischer Fortbewegung in Goethes Reisebericht: Im Vergleich zu früheren Jahrhunderten war seine Alpenüberquerung – in vier Tagen von Mittenwald nach Rovereto – tatsächlich verhältnismäßig schnell und komfortabel. Erst wenige Jahre zuvor war die Brenner-Passstraße ausgebaut worden.
Die Alpen zu überqueren war lange Zeit mühselig und nicht ungefährlich. Der Brenner gehört zu den wenigen Pässen, die bereits in der Antike mit Karren befahren werden konnten, wobei die Fahrstraße nach zwischenzeitlichem Verfall erst im Spätmittelalter wiederhergestellt und weiter ausgebaut wurde. Über die meisten Alpenpässe führten jedoch bis ins frühe neunzehnte Jahrhundert nur Pfade oder schlecht befestigte Straßen, auf denen man zu Fuß oder zu Pferd reiste. Für den Warentransport kamen meist Maultiere zum Einsatz, die Postkurse wurden mit Reitern bedient.
Die große Zeit der Postkutschen war in den Alpen also kurz, aber intensiv: So entwickelte sich beispielsweise über den St. Gotthard-Pass ab 1830 ein reger Postkutschenverkehr – im Winter kamen Postschlitten zum Einsatz –, der aber bereits 1882 mit der Eröffnung der Gotthardbahn wieder zum Erliegen kam.